Eines der Sachen, die ich schon vor meinem Aufenthalt mit Indien in Verbindung gebracht habe: farbenfrohe und variationsreiche Kleidung! Doch es sieht nicht nur wunderschön aus, wenn eine indische Frau in ihrem bunten Gewand das Landschaftsbild der kargen und trockenen Wüste verzaubert. Es steckt bei Weitem viel mehr dahinter! Die Kleidung einer indischen Frau spiegelt ihre Herkunft, ihre religiöse Bindung und die soziale Stellung wieder.
Als erstes möchte ich euch ein paar "typische" Kleidungsstücke der indischen Frau vorstellen. Folglich werde ich auf modische Accessoires zu sprechen kommen. Jeweils folgt eine kurze Beschreibung sowie eine knappe Erläuterung der Herkunft und der Symbolik.
Die Kleidung einer indischen Frau
Sari
Der Sari ist das traditionelle Gewand einer indischen Frau. Nicht nur in den ländlichen Gebieten, ebenso in den großen Metropolen trifft man eher selten westlich gekleidete Frauen. Lange bevor überhaupt genähte Kleidung nach Indien kam, trugen die Frauen Indiens ein umwickeltes Gewand. Nur Stoff, der mit keiner Nadel in Berührung kam, ist rein, lautete das Gebot. So besteht ein Sari aus einer einzigen Stoffbahn, die in der Regel zwischen fünf und neun Metern in der Länge misst. Man trägt ihn über einer bauchfreien Bluse, Choli genannt, und einem Unterrock. Es gibt verschiedene Arten den Sari zu binden. Die beliebteste Art einen Sari zu tragen, besteht darin, das Stoffende in den Petticoat and der Taille festzustecken, während der Großteil in fein säuberliche Falten gewickelt und oberhalb der linken Schulter festgesteckt wird. Von dort aus hängt das oftmals aufwändig bestickte und verzierte Stoffende des Saris, das Pallu oder Pallav genannt wird, am Rücken herunter. Allgemein gilt: Je kräftiger die Farben und je aufwändiger die Stickereien desto besser.
Churidar/Salwar Kameez
Salwar Kameez, im Volksmund besser als Churidar bekannt, ist ein dreiteiliges Kleidungsstück für Frauen und Mädchen. Es besteht aus einer Pluderhose (Salwar), einer Art Tunika (Kameez) sowie einem Schal (Dupatta). Diese Kombination wird häufig als "Punjabi Dress" bezeichnet. Nach dem Sari wird die Churidar am zweit häufigsten in ganz Indien getragen. Die Kleidung hat ihren Ursprung wahrscheinlich in der arabischen und persischen Kultur und fand ihren Weg durch asiatische Einwanderer nach Indien - damit wurde erstmals genähte Kleidung in Indien eingeführt!
Die Frauen im ganzen Land bevorzugen Churidars vor allem wegen dem Tragekomfort und der Bewegungsfreiheit, die sie bieten. So hat die Kameez an beiden Seiten zwei lange Schlitze und die Pluderhose ist meistens weit am Bein geschnitten und wird mit einer Kordel an der Taille gehalten. Viele der Hosen verengen sich bereits am Knie, andere erst am Knöchel. Ohne eine Dupatta bleibt ein Salwar Kameez immer unvollständig. Diese wird lose oder als Schärpe um den Hals getragen.
Lengha Choli
Aus Rajasthan kommt eine Kombination aus Choli, Dupatta und einem langen Rock, den man Lengha Choli nennt. Lengha Cholis findet man in der Regel reichhaltig bestickt, mit schillernden Spiegeln verziert und in leuchtenden Farben vor. Dazu trägt man eine eng anliegende, bauchfreie Bluse. Vervollständigt wird das Outfit durch eine reichhaltig bestickte Dupatta, die oftmals aufwändige Muster aufweist.
Lengha Cholis kennt man aus vielen Bollywood-Filmen, da sich dieses wunderschöne und sinnliche Kostüm gut für Tänzerinnen eignet, weil man sich gut darin bewegen kann.
Schmuck
Ohne Schmuck geht wohl kaum eine Frau in Indien vor die Tür, erst der Schmuck macht jedes Outfit vollständig. Angefangen bei dem roten Punkt auf der Stirn, der Bindi genannt wird, bis hin zu klimpernden Fußkettchen - je mehr es funkelt desto besser.
Meistens besteht der Schmuck dabei aus Gold. Dieses Edelmetall soll reinigende Wirkung haben. Außerdem hatte Schmuck (und hat vereinzelt auch noch heute) einen symbolischen Wert: Als Mitgift bei der Hochzeit war er ein Zeichen für die nun erfolgte Unabhängigkeit vom Vater. Die Mitgift einer Braut war der einzige Besitz und damit verbunden ihre finanzielle Sicherheit, die sie hatte.
Bindi/Dot
Ein altes Hindu-Sprichwort besagt, dass sich die Schönheit einer Frau, wenn sie einen Bindi trägt, vertausendfacht. Fest steht auf jeden Fall, dass man nur wenige indische Frauen und Mädchen ohne Bindi begegnet, zumindest in den Gegenden, in denen es Hindu-Tempel gibt. Die meisten Hindus tragen einen roten Punkt, den sogenannten Dot, auf ihrer Stirn, genau zwischen den Augen. Dieser Punkt ist auch als Geistiges Auge oder Drittes Auge bekannt. Einige Sagen behaupten, dass er vor dem bösen Blick schütze, wieder andere entgegnen, dass das rote Puder (Sindhoor) eine kühlende Wirkung habe. Durch das Auftragen des Dots, solle so das darunter liegende Nervensystem gekühlt werden, wodurch sich der Geist folglich beruhige.
Heute ist der religiöse Hintergrund von Bindis jedoch meist in Vergessenheit geraten und sie werden mehr als hübsches Modeaccessoire getragen. So findet man Bindis in allen möglichen Formen und Farben. Häufig werden sie farblich auf die Kleidung der Trägerin abgestimmt. Eines steht fest: Immer sind sie ein absolutes Muss, egal ob zum Sari, zur Churidar oder zum Lengha Choli, der Bindi macht das Outfit einer Hindu-Frau erst vollständig.
Ohrringe
Ohrringe sind ein absolutes Muss bei indischen Frauen und Mädchen. Jeder trägt sie, vor allem findet man sie in Form von Glocken und Ornamenten sowie Kreolen in jeder erdenklichen Größe. Einige sind mit einer langen Kette versehen, die hinter dem Ohr im Haar festgesteckt wird und so das ganze Ohr schmückt.
Armreifen/Bangles
Die Handbewegungen von vielen Inderinnen werden von einem leisen Klingen begleitet. Oft sind es Unmengen von metallischen Armreifen, die das Handgelenk und den Unterarm schmücken. Man findet sie aber auch aus anderen Materialien wie z. B. Holz, Glas oder Plastik. Es wird besagt, dass die Bangles den Träger behüten und ein Wächter über den Ehemann sein sollen.
Halskette/Necklace
Halsketten sind ein weiteres beliebtes Modeaccessoire bei indischen Frauen und Mädchen. Ebenso wie Armreifen sind sie in diversen Materialien vorzufinden, von Glas über Gold bis hin zu Diamanten. Im Alltag werden vor allem kleine, filigrane Ketten getragen und auf Festen aufwändig verarbeitete, die das gesamte Dekollté bedecken.
Nasen-Piercing/Nose Pin
Ob ein Stecker oder einen Ring in der Nase, so ziemlich jede Frau und jedes Mädchen, denen man in Indien begegnet, tragen einen Nasen-Piercing. Was heute hauptsächlich Modeschmuck geworden ist, galt insbesondere früher als Zeichen für Reinheit und Heirat.
Tikka
Eine Tikka, der Haar- bzw. Stirnschmuck einer Frau, gehört in Indien zum traditionellen Brautschmuck. Aber auch auf Festlichkeiten oder bei Tänzerinnen sieht man diesen modischen Schmuck in etwas schlichterer Form. Befestigt wird die Tikka mit Haarklammern. Um ein Verrutschen bei Tänzerinnen zu verhindern, wird sie zusätzlich mit doppelseitigem Klebeband fixiert.
Fußkettchen und Zehenringe
Die Fußkettchen sind überwiegend aus Silber, weil Gold - "reines" Metall - nicht an den Füßen getragen werden soll. An vielen Fußkettchen sind kleine Glöckchen befestigt, die beim Laufen nur so Klimpern. Auch sie gibt es in diversen Variationen, einige sind schlicht, andere mit Glitzersteinchen verziert.
Das Tragen von Zehenringen ist weit verbreitet in Indien. Zehenringe sind in der Regel aus Silber und werden vorwiegend jeweils am zweiten Zeh and beiden Füßen getragen. Im Hinduismus gelten sie als Zeichen der verheirateten Frau. Heute sieht man sie jedoch auch an den Füßen unverheirateter Frauen und Mädchen, die sie als Modeschmuck tragen.
Henna/Mehendi
Nicht nur Schmuck ist modisch sehr beliebt, auch kunstvoll auf die Haut aufgetragenes Henna findet große Beliebtheit, besonders bei den Mädchen Indiens. Meistens trägt man sie Ornamente in den Handflächen oder an den Füßen, was als Mehendi bezeichnet wird.
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