Im vorigen Post habe ich euch mit traditioneller indischer Kleidung und Accessoires vertraut gemacht. Und der Blick in den Spiegel verrät, dass ich meinen Kleidungsstil weites gehend dem Indischen angepasst habe. So trage ich eine Churidar mit Leggins und einem Schal sowie Ohrringe, einen Bindi und meine Haare sind zu einem Zopf zusammengebunden.
Oftmals wurde ich bereits von Freunden und Familie angesprochen, ob ich mir nicht verkleidet vorkomme oder mich gar in meiner Individualität eingeschränkt fühle. Seit knapp fünf Monaten stelle ich mir immer wieder eben diese Fragen. Zu Beginn hat sich die Kleidung auf jeden Fall sehr fremd angefühlt, insbesondere in den Pluderhosen kam ich mir seltsam vor und ständig ist mir der Schal ins Gesicht geweht oder ich bin irgendwo hängen geblieben. Mit der Zeit bin ich von Pluderhosen auf Leggins umgestiegen, wodurch ich mich mit dem neuen Look schon deutlich mehr anfreunden konnte. In den Goldschmuck habe ich mich schnell verliebt und ihn von Beginn an gerne getragen. Auch wenn mir der Schal auch heute noch Schwierigkeiten bereitet, - ich vergesse ihn oftmals und schaffe es nach wie vor jede Kante zu finden, um daran hängen zu bleiben - kann ich die Frage nach der eingeschränkten Individualität klar mit nein beantworten.
Natürlich "Kleider machen Leute", aber sagen ein paar Stücke Stoff wirklich etwas über unseren Charakter und unsere inneren Werte aus? Auch diese Frage kann ich für mich persönlich klar mit nein beantworten. Im Endeffekt ist es egal, ob ich nun Jeans mit T-Shirt, eine Churidar mit Schal oder ein knappes Cocktailkleid mit Pumps trage. Ich bleibe immer noch ich, egal welche Art von Stoff in welchem Stil meinen Körper umhüllt.
Das ist Fakt, ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich meine Klamotten und Schuhe aus Deutschland vermisse, dass ich die Kleidungsauswahl am Morgen vermisse, dass ich kurzum ein geliebtes Stück Freiheit vermisse. Wiederum muss ich sagen, dass ich mich in Vailankanni aber auch keineswegs in großartig anderer Kleidung als in Churidar oder Sari vorstellen kann. Ich lebe hier in einer Gemeinschaft, tauche immer weiter in eine mittlerweile schon vertraute Kultur ein und würde ich hier westliche Kleidung auf der Straße tragen, ja dann würde ich mir definitiv verkleidet vorkommen. Es ist ein gutes Gefühl hier angekommen zu sein und als eine von vielen wahrgenommen zu werden. Das ist allgemein eine Sache, die ich hier lieben gelernt habe, trotz anderer Herkunft, Religion und Hautfarbe, geben die Menschen mir hier das Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein. Letztlich ist es unbedeutend was ich trage, denn das Herz unter den Stoffbahnen bleibt doch das Gleiche.
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kurzer, westlicher Kleidung |
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Ob mit offenen Haaren, |
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Ich bin immer noch ich! |
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oder in Churidar mit Schal - |
Sehr reflektierter Beitrag!
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