Montag, 24. August 2015

Liebe Grüße aus Indien!

Unser erster Blog Post beschreibt eine indische Busfahrt und unsere Eindrücke – aus zwei verschiedenen Sichtweisen. Viel Spaß beim Lesen! :-) 

Wir freuen uns über Kommentare und Anregungen!



16.08.2015 

Somewhere in between stereotypes and my own thoughts - Lisa

Gemeinsam mit unserer externen Mentorin Malathi machten wir uns am 14.08.2015 auf zum Shopping. Damit stand uns die erste Fahrt mit einem öffentlichen Bus bevor. Bei vielen herrschte eine gewisse Aufregung, doch woher kam diese? Jeder von uns ist schon etliche Male mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Deutschland gefahren. 

Lag es einfach daran, dass wir auf neue Menschen treffen sollten, dass wir auf der Fahrt viele neue Eindrücke sammeln würden und die Vorfreude auf Coimbatore mit jeder Minute anstieg oder hatte diese Aufregung auch einen negativen Beigeschmack? In den Medien kursieren unzählige Berichte über die Gefahren des Busfahrens in Indien. Schwingen letztlich in unseren Gedanken deutlich mehr Vorurteile mit als anfänglich angenommen? 

Begleitet von folgenden Aussagen durch diverse Personen: „Fahre bloß nicht mit dem Bus, das ist viel zu gefährlich! Frauen werden überall unterdrückt und haben keinen Wert in der Gesellschaft.“, bin ich schließlich mit einem lächelnden und einem weinenden Auge in den Bus gestiegen. Weinend, weil ich so verärgert über mich selbst war und ich nicht völlig unvoreingenommen die Situation wahrnehmen konnte. Lachend, weil ich einfach nur über mich selbst und andere unwissende Menschen lachen musste, die nahezu immer alles pauschalisieren und dramatisieren müssen. 

Gerade einmal die ersten Stufen genommen war auch schon das anfängliche Gefühl von Unbehagen wie weggeblasen, vielmehr machte sich bei mir ein Gefühl von Heiterkeit bemerkbar. Ich wurde offen empfangen, eine Frau und ihre Tochter lächelten mich an, ich lächelte freundlich zurück und begrüßte sie mit dem einzigen tamilischen Wort, was ich bis dahin konnte: „Vanakkam!“ (Vanakkam = Hallo). Meine Begrüßung wurde begeistert erwidert und ich nahm neben ihnen Platz. In einem Wirrwarr aus Tamil und Englisch, Händen und Füßen haben wir uns so gut wir konnten ausgetauscht. Für mich war es eine sehr angenehme Begegnung. 

Schmunzelnd habe ich schließlich aus dem Fenster geschaut und die Landschaft beobachtet. Wieso schmunzelnd? Schon wieder, wurde binnen weniger Sekunden mit so vielen Vorurteilen und Verallgemeinerungen gebrochen. „Indien ist doch nur überfüllt an Menschenmassen, laut und dreckig!, Kühe, überall nur Kühe!, „Die meisten Menschen sind arm usw.“ An dieser Stelle ließ ich meinen Gedanken einfach nur freien Lauf: „Wow, so grün hier! Wunderschöne Bäume, Felder und Wälder! Eine überwältigende Natur, die so unglaublich viel Schönheit ausstrahlt. Menschen, die weder arm noch unglücklich aussehen, ihre Gesichter strahlen eine Zufriedenheit aus, die ich so nur selten gesehen habe.“ Ich habe den Moment einfach nur genossen und versucht so viele Eindrücke wie möglich aufzunehmen. 


Schließlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass das Indien, welches ich bisher kennenlernen durfte, wunderschön ist. Und doch ist es eine (noch) „fremde“ Schönheit. Das Land hat etwas Magisches, eine faszinierende Anziehung auf mich. Ich kann es kaum abwarten weiter in den Alltag, in die Kultur, in all die verschiedenen Facetten des Landes einzutauchen. Dabei erhoffe ich mir mehr und mehr Vorurteile ablegen zu können, um mir letztlich ein eigenes, unverfälschtes Bild von dem Indien machen zu können, welches ich hier erlebe.



Hier könnt ihr euch selbst ein Bild von der Busfahrt machen!


____________________________________________________________________________

Busfahren - Hannah

Ich schaue durch die trüben Fenster nach draußen auf die vorbeiziehende Landschaft durch die sich die gefühlt viel zu enge Straße schlängelt auf der wir fahren. Grüne Berge, Palmenwäldchen und ab und an kleine Häuser säumen den Straßenrand. Wir fahren an einer Bushaltestelle vorbei, deren einziger Wartender ein kleiner Hund ist. Hunde und Ziegen sieht man während der Fahrt häufig, die Kühe, mit denen ich wohl klischeebelastet so fest gerechnet hatte, bleiben jedoch beinah vollständig aus. Auf der anderen Straßenseite kommen uns hauptsächlich Motorräder entgegen manchmal mit drei, vier Leuten darauf. Passanten begegnen einem hauptsächlich laufend, ab und an auf einem Fahrrad oder sie stehen vor einem der kleinen, zur Straße hin offenen Läden und unterhalten sich. Manche winken freundlich, andere gucken nur interessiert, wenn sie uns im öffentlichen Bus entdecken. 

Da sind wir nun, in Indien. Lange wurden wir auf alles vorbereitet, und trotzdem wurde ich auf der ersten Busfahrt vom Flughafen zum KKID (Karl Kübel Institute for Development) wo unser einwöchiges Vorbereitungsseminar stattfindet, von all den Eindrücken erschlagen. Jetzt, bei der zweiten Busfahrt auf dem Weg zum Shopping, frage ich mich unweigerlich wann und ob man sich wohl überhaupt in den uns bevorstehenden 8 Monaten hier an diese Impressionen gewöhnen wird, denn es geht mir schon wieder genauso. Ich sitze mit einer meiner Mitfreiwilligen, Paula, vorn, wie alle Frauen, während die Männer hinten sitzen. Unser Platz ist neben der Bustür, sodass wir beobachten können wie die Menschen schnell in den an Bushaltestelle oft einfach nur langsamer werdenden Bus „einspringen“. Wir selbst waren da deutlich langsamer, obwohl unsere Mentorin Malathi uns allen bei Einsteigen verzweifelt „quick quick, quick“ zurief. Die Fahrkarten werden dann im Bus gekauft bei dem herumwuselnden Kontrolleur. Die andren Mitfahrenden begegnen uns sehr freundlich aber zurückhaltend, andere scheinen uns gar nicht als „anders“ wahrzunehmen.

Je näher wir der Stadt Coimbatore kommen, desto geschäftiger wird das Treiben. Mehr Tiere, mehr Menschen, mehr Fahrräder, mehr Motorräder – mehr Überholmanöver bei denen einfach voll in den Gegenverkehr gefahren wird. Über die ausschließlich glücklichen Ausgänge bin ich noch immer irgendwie erstaunt.
Es ist laut durch Hupen, Rufen und Musik. Es ist bunt durch die leuchtenden Farben der Kleidung und die knallige Werbung an jedem der Straßenläden. Alles ist schnell. Alles und wirklich alles, riecht. Alles ist anders, sogar meine Fanta schmeckt nicht wie gewohnt. Alles ist so vielseitig, dass man es unmöglich authentisch beschreiben kann.

Wir steigen aus und trinken erst was in einer kleinen Bäckerei. Malathi scheint irgendwie erstaunt, dass fast alle ein „cool drink“ dem heißen Chai vorziehen. Dann geht’s zur Fuß weiter in die Stadt und das nächste Abendteuer wartet auf uns; Straßen überqueren in Indien.


3 Kommentare:

  1. hey velankannis, a cool and calm write up with emotions and expectations. I know there will be more in coming days...enjoy life in India. Malathi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hey Malathi! Thanks for your nice comment! There will be definitely more, we are looking for the start of the Velankanni festival! Cannot wait for it!
      Best wishes to you!
      LiHa

      Löschen
  2. Was sollen wir sagen, einfach nice geschrieben! Gruß and die Familie!

    AntwortenLöschen